Von Mann zu Mann
Die Fotos sind nicht nur für dich!
Hi. Mein Name ist Jeremias. Ich bin der Ehemann von Samantha.
Wir haben uns mehr als… oft über das Thema unterhalten, warum Fotos wichtig sind.
Warum bist Du hier? Weil jemand – wahrscheinlich Deine Frau oder Partnerin (oder Partner) gesagt hat, dass gemeinsame Fotos großartig wären.
Und jetzt hörst Du mir kurz zu, denn das ist wichtig: (Ja, bitte lies das hier.)
Wir (Männer) tendieren dazu, dass wir Fotos von uns hassen und keine machen wollen. Schon gar nicht wollen wir Geld dafür ausgeben.
Wir tendieren aber auch dazu, verhältnismäßig früh den Löffel abzugeben oder an anderen Krankheiten zu „scheitern“.
Dann ist es gut, wenn man ein paar schöne Erinnerungen hat und bereithält. Nicht nur für sich selbst. Sondern auch für die Partner, Freunde, Verwandte, Kinder. Wen auch immer.
Die Fotos sind nicht für Dich! Naja. Nicht NUR für Dich. Auch für Dich.
Aber vielleicht wichtiger für jemanden, der Dir wichtig ist.
Es geht darum, sich zu ERINNERN.
An Dich, an Sie (oder Ihn). Eltern, Kinder, Freunde, Haustiere, Wohnung.
Egal, ob Du Fotos von Dir leiden kannst oder nicht.
Es geht nicht darum, dass Du besonders „gut“ oder modisch oder männlich aussiehst.
Es geht darum, dass man sich an dich erinnert
Ich habe ganz wenige Fotos von meinen Eltern. Kein einziges Foto von Ihnen gemeinsam. Ein Passbild meines Vaters und irgendein Foto meiner Mutter. Vielleicht ein altes Bild von „irgendwann“, ohne jeden Kontext.
Du bist HEUTE, Du bist HIER. Und Du hast die Möglichkeit, das genau so festzuhalten, wie es JETZT ist.
Es ist total egal, ob Du saubere Klamotten trägst, ob die Wohnung aufgeräumt oder irgendwas geputzt ist. Wichtig ist nur, dass Du – im Hier und Jetzt – etwas festhalten willst.
Nicht mal, ob DU etwas festhalten willst. Es geht darum, dass man sich an Dich – an Euch – erinnert.
Lass diesen Moment nicht verstreichen. Nimm ihn auf.
Sorg dafür, dass JEDER, der Dir wichtig ist, auf diesem Bild ist. Niemand sollte hinter der Kamera stehen, der eigentlich auf dem Foto sein sollte.
Der Fotograf (die Fotografin) ist wichtig. Ja. Er/Sie nimmt das Foto für Dich auf. Vertrau darauf, dass es gelingt. Dafür musst Du jemandem zutrauen, Bilder von Dir zu machen, die nicht unvorteilhaft sind. Oder Dir egal sein lassen, ob sie vorteilhaft sein könnten. Und wer entscheidet darüber?
Nicht unvorteilhaft. So deutsch, wie es nicht besser sein kann. DU – als Mann – kommst auf einem Foto daher. Wie? Männlich? Emotional? Glaubhaft? Als Vater? Stark? Als Mensch?
Der Vorteil der dokumentarischen Fotografie ist definitiv, dass Du Dich weder verstellen, ein aufgesetztes Lächeln aufsetzen oder Dich um irgendetwas kümmern musst.
Irgendwann ist jeder von uns zum letzten Mal auf einem Foto
Selbst, wenn Du Dich nicht für eine Reportage entscheidest: Nimm Fotos auf, erstelle einen Bildband und lass ihn drucken. Jetzt. Nicht irgendwann.
Jedes Foto, das bei einer Reportage entsteht, ist ein echter Zeitzeuge (ein echtes Zeitzeugnis).
Wenn Du „später“ mal nach einer Erinnerung suchst, kramst du mit mittelmäßigem Erfolg den alten USB-Stick aus der Tasche „den Du immer mal sichten wolltest“, suchst das alte Smartphone aus irgendeiner Schublade und durchforstest Hunderttausende Aufnahmen nach „weißt Du noch, als wir…“ – wenn es denn startet. Und wenn Du noch ein Ladegerät hast.
Mmmhm. Ich sehe, Du verstehst, was ich meine.
In dieselbe Falle sind wir auch getappt. Genau deshalb macht Samantha die Aufnahmen.
Die Frage klingt vielleicht reißerisch, aber was ist Dir später so ein Foto wert?
Oder vielmehr: Was würdest Du dafür geben, ein bestimmtes Foto zu HABEN?
Irgendwann ist jeder von uns zum letzten Mal auf einem Foto. Hat zum letzten Mal mit dem Enkel gespielt. Hat zum letzten Mal der Nichte Zöpfe geflochten. Oder einfach nur zum letzten Mal zum Abschied gewunken.
